Schieferformen

Ursprünglich nur für Firmen hergestellt, die kommerziell mit ihnen Zinnfiguren produzierten,
ließen sich ab etwa 1920 die ersten Zinnfigurensammler ihre eigenen Schieferformen machen.
 Heutzutage kann sich eigentlich jeder seine Ideen in Schiefer gravieren lassen. Ich werde hier
nach und nach einiges (hoffentlich) Interessantes über Schieferformen schreiben, die im Laufe
der Jahre durch meine Hände gingen und was mir dabei an Besonderem oder so auffiel, wie:
 

Über den Zustand alter Schieferformen

Schaut man sich viele alte Schieferform an, fallen einem als erstes die Manipulationen an den
Fußplättchen auf. Fast immer wurden die Signaturen und Nummern auf ihnen herausgekratzt,
vielfach dilettantisch durch andere ersetzt. Oft wurde auch die Form des Fußplättchens ver-
ändert, also aus einem eckigen ungeschickt ein rundes geschabt usw., manchmal scheint das
an einer Form mehrfach gemacht worden zu sein, so das die an sich zierlichen Figuren jetzt
auf riesigen Sockeln stehen. Ich könnte ja noch verstehen, wenn jemand unbedingt Figuren
mit seinem Namen auf dem Sockel auf den Markt bringen will, kann mich aber manchmal
des Eindrucks nicht erwehren, das mit solchen Methoden versucht wurde, die Herkunft der
der Formen zu vertuschen, weil sie nicht ganz "legal" den Besitzer gewechselt haben. Dies
erschwert natürlich heutzutage die Identifikation der Form. Desweiteren scheinen viele "Vor-
besitzer" sowieso Schwierigkeiten mit dem Gießen gehabt zu habe, zusätzliche Gußkanäle
wurden an der Form angebracht, Lanzen und ähnliches verbreitert, weil sie nicht ausliefen
und meist der Steg vergrößert, manchmal so, das ihm die Füße der Figur zum Opfer fielen.

(wird fortgesetzt)

Funde auf den Rückseiten alter Schieferformen

Oft wurde und wird, da Schieferstein recht teuer ist, auch dessen Rückseite graviert
und als Form benutzt, sei es, weil die ursprünglich gravierten Figuren "aus der Mode"
gekommen oder defekt sind oder von vornherein aus Sparsamkeit so geplant. Dadurch
finden sich manchmal auf den Rückseiten sehr interessante Sachen, mit  etwas Glück
sind die Gravuren noch heil und können wieder gießfähig gemacht werden. Einige der
Figuren aus meiner Typenliste stammen aus solchen "reaktivierten" Formenrückseiten.
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Hier mal  ein Beispiel für eine sehr alte, leider nur noch einseitige und nicht mehr
vollständige Gravur auf der Rückseite einer Schieferform:

Rückseite
(Der an seinem Zopf hängende Tatar, der auf einem Schwein reitende Junge und andere,
heute nicht mehr vorhandene Figuren gehörten ursprünglich wohl an ein Spielzeugkarussell,
vieleicht  mit einer Spieluhr(?). Neben dem Pferdekopf wurde die Form leider abgesägt.)
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Etwas Interessantes fand ich unter den Filzstreifen, die als Wärmeschutz auf eine andere
alte Form geklebt waren, nämlich die sehr gut erhaltenen Gravuren von 3 friderizianischen
Soldaten. Beim Entfernen der Klebstoffreste stieß ich auf eine nur schwach zu erkennende
Ritzung im Stein neben den Gravuren: "AF Wdlst. 37", wobei A und F ein Symbol bildeten.
Ein Nachlesen im Sigelbestimmungsbuch ergab, das die Form von dem bekannten Graveur
Andreas Ferner graviert wurde, 1937 in Wendelstein, wo er lebte.
 
Rückseite2
So sah die Gravur beim Entfernen des Filzes aus,
Rückseite3
so nach einer ersten Reinigung.

(wird fortgesetzt)


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