Andere Gießformen

"Lehrreich und interessant ist die Selbstherstellung von Bleifiguren... ...mit unseren
Giessformen" heißt es in einem alten Gießformenkatalog der Gebrüder Schneider.
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Bei den Formen auf dieser Seite handelt es sich also eigentlich "nur" um Spielzeug,
obwohl aus den Formen ja selbst Spielzeug hergestellte wurde, mit Ausnahme der
Formen zum Herstellen von Bleihohlgußfiguren, die ebenso wie die Schieferformen
ursprünglich nur im Besitz von Firmen waren und der kommerziellen Produktion von
 Spielfiguren dienten, bevor sie sehr begehrte und gesuchte Sammlerobjekte wurden.

Inhaltsverzeichnis:
                                    - Funktionsweise einer Zangenform zur Herstellung von Bleihohlgußfiguren
                                    -Frühe Metallformen für Plastikfiguren
                                    - Terraton-Formen
                                    - Gebrüder Schneider, HD, Ideal
                                            * Woran erkenne ich eine echte Schneiderform?

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        - Funktionsweise einer Zangenform zur Herstellung von Bleihohlgußfiguren
(dieser Artikel entstand auch durch die Korrespondenz mit einem
Sammlerfreund und Formenkenner in der Karibik, thanks Eric!)

Was bei uns die flache Zinnfigur oder der dickere massive Bleisoldat,  war in England
und den USA die Bleihohlgußfigur (Hollowcastfigure). Ich will hier nicht weiter auf die
Geschichte dieser Figuren eingehen, das ist anderweitig ausreichend beschrieben, aber
es sind einige solcher Formen durch meine Hände gegangen und ich möchte hier
einfach nur versuchen, ihre Funktionsweise zu erklären. In England heißen die Formen
"molds in nutcracker style", also etwa "Formen im Nußknackerstil", im deutschen nur
Zangenform, Material der eigentlichen Form war Bronze, später Messing, siehe Bilder.

Zangenform1
(Bild1)
Zange2 Zange3
(Bild2)          (Bild3)

Zum Gießen der Figur: die geschlossene Form wurde mit dem großen Trichter nach oben
über ein Gefäß gehalten, in dem sich flüssiges Blei befindet. Mit einer Kelle wird nun etwas
Blei aus diesem Gefäß geschöpft und in den Trichter gegossen, das Blei läuft durch die Form
und auch unten durch den Abfluß wieder heraus. Dabei wird die Form kräftig geschwenkt,
also horizontal in eine Kreisbewegung versetzt und das Blei erstarrt an den Rändern der Form.
Nun wird auch schon die Form umgedreht und das überschüssige Blei in das Gefäß zurück-
gekippt, die Form über eine Unterlage gehalten, geöffnet und heraus kommt... ein Schwein,

Scweinchen

hohl wie ein Schokoladenweihnachtsmann! Ganz nebenbei, die Bronzeform ist schon sehr alt,
wahrscheinlich von der britischen Firma "Stoddart and Kew", die von 1916-39 produzierte,
danach übernommen von der Firma "Timpo Toys", die damit bis in die 1950iger Jahre für ihre
Farmserien ein "walking pig", passend zu 54mm-Figuren produzierte, die Zange ist neueren
Datums. Die Unterseiten der Form greifen wie Zähne ineinander (auf Bild 2 und 3 gut zu
erkennen) und ragen abwechselnd über die untere Mittellinie der Form hinaus, so das die dort
eingravierten Beine des Schweinchens auch wirklich an den Seiten der Figur sind und nicht in
deren Mitte, dadurch ist es auch ohne Fußbrettchen sehr standfest. Jetzt mal drei Bilder einer
Form  für ein Pferd, ebenfalls ohne Fußplatte. Die Form ist vierteilig, hier sorgt das keilförmige
Teil in der Mitte dafür, das das Pferd seine Beine an den Seiten hat und bildet auch noch die
Bauchunterseite. Das vierte Teil ist der kleine abklappbare Keil, der die Mitte zwischen den
Ohren bildet, klappbar, damit sich die Figur auch aus der Form nehmen läßt, siehe rechtes Bild.

Pferd1 Pferd2
(Bild4)                             (Bild5)
Pferd3
(Bild6)

Auch dieses Pferd ist passend zur 54mm Größe, die Form wiegt fast 5 kg! Auch deutsche
 Bleifigurenhersteller wie Heyde fertigten ihre großen Pferde und Tiere im Hohlgußverfahren,
Sättel u.ä.  wurde separat gegossen., vom Prinzip waren deren Formen auch nicht anders.
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Anders waren die Formen für Figuren mit Fußbrettchen gearbeitet, hier wurde von den Füßen
aus gegossen, es war eine Metallplatte an der Form befestigt, die drehbar war und an der sich
auch der Trichter zum Befüllen und ein Griff befanden. Gegossen wurde ähnlich wie oben, Zange
schließen, die Metallplatte bedeckt die Form, Blei in den Trichter füllen, es läuft durch Löcher
in der Metallplatte in die Figur, schwenken, Rest auskippen, Metallplatte wegklappen (dabei
werden eventuelle Gußreste gleich abgeschert), die Zange öffnen und die Figur ist fertig.

Soldat1
(Bild7)
Soldat2 Soldat3
(Bild8)                       (Bild9)
 
Besonders an dieser Form ist der bewegliche, in Bild9 erkennbare Keil,. Er bildet die
Innenseiten des Zweibeins am Gewehr des Soldaten. Durch Druck auf eine Feder
(in Bild7 erkennbar) klappt der Keil hoch und die Figur kann entnommen werden.
                                                                                                                     © 2007 Thomas Marquardt

-Frühe Metallformen für Plastikfiguren

Ab etwa 1950 begannen sich langsam die Plastikfiguren durchzusetzen, manche Formen,
aus denen sonst Bleihohlgußfiguren hergestellt wurden, wurden für den Plastikspritzguß um-
gerüstet. So gibt es die gleichen Figuren manchmal aus Blei und aus Plastik, wie z.B. diesen
Indianer mit Fackel der Firma "Charbens", hier Bilder der Form und ein Abguß aus Blei.

Indianer1 Indianer3 Indianer2

Hier eine frühe Messingform für den Plastikspritzguß eines Cowboys
der Firma "Johillco" und ein Bleiabguß davon.

Cowboy1 Cowboy3 Cowboy2

Noch eine frühe Messingorm für einen Plastikindianer, wahrscheinlich "Charbens" oder "Benbros".

Indianer01

Und zum Schluß zwei Bilder von neueren Formen für den Plastikspritzguß, die mir
ein britischer Sammlerfreund schickte (thanks Michael). Es handelt sich um eine Form
zum Herstellen einer Geldtasche für den wilden Westen und eine Form zum Herstellen
von mittelalterlichen Helmvisieren der ehemaligen Firma "Timpo Toys", wahrscheinlich
aus Stahlguß. Nebenbei, die Geldtasche ist schon ein gesuchtes Sammlerobjekt, sogar
Repliken davon aus Resin werden heute schon gehandelt!     © 2007 Thomas Marquardt

Form1 Form2


 - Terraton-Formen

terraton4

Öfter mal bei ebay über diese Formen gestolpert, über die eigentlich niemand etwas
genaues wußte, konnte mir ein Sammlerfreund aus den USA Auskunft geben . Er schickte
 mir ein originales Katalogblatt und eine englische und eine deutsche Gebrauchsanweisung
(lagen wohl in jedem Kasten), auch die Bilder des Kastens sind von ihm (thanks Butch).

terraton1 terraton2

Die Formen gehören also zur Terraton-Figuren-Gießerei. Lt. Gebrauchsanweisung wurden
die Formen mit Öl oder Butter eingefettet, auf dem beiliegenden Spiritusbrenner eine Masse
geschmolzen und diese in die Formen gegossen. Die Gebrauchsanweisung spricht nur von
"einer Platte Terraton" oder von "Masse", aus welchem Material sie bestand, entzieht sich
meiner Kenntnis, sie soll nicht brennbar gewesen sein, vielleicht weiß ja jemand anderes mehr.

terraton3

Die Formen sind jedenfalls aus massiven Metall, der stehende Indianer hat eine Gesamt-
höhe von 55mm. Hersteller dieser Gießereikästen war nach der Gebrauchsanweisung das
"Bohnofix-Werk Robert ManekeA.-G., Berlin-Adlershof", sie wurden auch exportiert.
Mehr war über die Firma leider nicht herauszufinden, die Formen werden irgendwann in
der Zeit zwischen beiden Weltkriegen produziert und vertrieben worden sein
                                                                                                                                  © 2007 Thomas Marquardt

 - Gebrüder Schneider, HD, Ideal

So, nach diesem langem Ausflug in die Welt anderer Figuren jetzt aber schnell wieder zu
den Formen für Zinn- und Bleifiguren.

(noch in Arbeit)

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